Welthospiztag 2023 „Hospiz lässt mich noch mal“: Das Erste und das letzte Mal - der Tod als Teil des Lebens
Den Welthospiztag 2023, der am 14. Oktober unter dem Motto „Hospiz lässt mich noch mal“ stattfindet, möchten die beiden Koordinatorinnen des ambulanten Hospizdienstes in Haltern am See, Maria Dahms und Katharina Wieser, zum Anlass nehmen, um über die Arbeit des Dienstes und die Beweggründe, Menschen in der letzten Lebensphase zu begleiten, zu berichten.
Was sind die Aufgaben des ambulanten Hospizdienstes?
Unser Team besteht aus 25 ehrenamtlichen Hospizbegleiter:innen und zwei hauptamtlichen Koordinatorinnen. Unsere Aufgabe besteht darin, schwerkranke und sterbende Menschen, sowie ihre Familienangehörigen in ihrer letzten Lebensphase zu unterstützen. Die Menschen, die wir begleiten, haben den Wunsch, in ihrer vertrauten Umgebung zu sterben. Wir tragen dazu bei, indem wir den Betroffenen Zeit schenken, zuhören, da sind und ein tragfähiges Netz spinnen, um ihnen die Sicherheit zu vermitteln, die sie benötigen. Wir sind ansprechbar in Krisensituationen und ermutigen, den letzten Weg gemeinsam zu gehen.
Was macht eine Koordinatorin im ambulanten Hospizdienst?
Der Aufgabenbereich von uns Koordinatorinnen ist sehr vielfältig. Meist bekommen wir vom palliativmedizinischen Konsiliardienst eine Information, dass ein schwerstkranker oder sterbender Mensch psychosoziale Unterstützung benötigt. Wir nehmen dann Kontakt zum Betroffenen oder der Familie auf und kommen zu einem Erstbesuch nach Hause, in die Senioreneinrichtung oder das Krankenhaus. Bei einem Kennenlernen besprechen wir die aktuelle Lebenssituation, Sorgen und Wünsche und zeigen Möglichkeiten der Versorgung und Unterstützung auf. Hier arbeiten wir eng mit anderen Diensten des Sozial- und Gesundheitswesens zusammen. Auf Wunsch des Betroffenen vermitteln wir den Kontakt zu einem:einer ehrenamtlichen Hospizbegleiter:in, welche:r dann die konkrete Begleitung übernimmt. Wir unterliegen selbstverständlich der Schweigepflicht.
Uns ist es ein großes Anliegen, die Themen Sterben, Tod und Trauer wieder stärker in die Gesellschaft zu bringen, zu enttabuisieren und damit zur Entwicklung einer gesunden Sterbe- und Trauerkultur beizutragen. Durch Projekte wie „Hospiz macht Schule“ oder öffentliche Veranstaltungen wie „Letzte-Hilfe-Kurse“ tragen wir dazu bei, mit diesen Themen natürlich umzugehen und den Tod als Teil des Lebens zu betrachten.
Um der aktuell steigenden Anzahl an Begleitungsanfragen gerecht zu werden, sind wir stetig auf der Suche nach interessierten Menschen, die sich ehrenamtlich in der Sterbe- und/oder Trauerbegleitung engagieren möchten. Wir schulen und befähigen zukünftige ehrenamtliche Mitarbeiter:innen im Rahmen eines Befähigungskurses und bereiten sie sorgsam und intensiv auf die kommenden Aufgaben vor. Der nächste Kurs beginnt im Januar 2024, ein Informationsabend dazu findet am 19. Oktober 2023 statt. (Weitere Infos hier: https://www.caritas-ostvest.de/termine/informationsabend-in-haltern-am-see-zum-neuen-bef%C3%A4higungskurs-zur-ehrenamtlichen-mitarbeit-im-ambulanten-hospizdienst.html)
Was bedeutet ehrenamtliche Sterbebegleitung?
Aktuell 25 ehrenamtliche Hospizbegleiter:innen schenken den Betroffenen und deren Familien in erster Linie ihre Zeit. Die Begleitungen an sich sind sehr unterschiedlich. Vom „Dasein“ und Reden, über das Erleben von gemeinsamer Zeit oder dem Erfüllen von großen oder kleinen Wünschen sind viele Dinge möglich. Den Takt geben immer die Betroffenen selbst vor, sodass sich die Hospizbegleiter:innen auch immer wieder auf eine andere Situation einstellen müssen.
Das Motto des diesjährigen Welthospiztages „Hospiz lässt mich noch einmal“ beschreibt damit gut den Zwiespalt, dem sich auch die Hospizbegleiter:innen stets gegenüber sehen. Der positiven Erinnerung an ein „erstes Mal“ steht immer auch ein Abschied bei einem „letzten Mal“ gegenüber. In ihrem Tun bietet sich aber auch die Chance und Möglichkeit, „letzte Male“ zu erfüllen. Eine Betroffene wünscht sich zum Beispiel, ein letztes Mal die Heide blühen zu sehen. Eine andere wünschte sich, noch einmal Märchen vorgelesen zu bekommen.
Genauso wie die Betroffenen befindet sich auch das soziale Umfeld in einer Grenzsituation und sieht sich mannigfaltigen neuen Aufgaben, Sorgen und Ängsten gegenüber. Die Angehörigen werden auf Wunsch ebenso von den Hospizbegleiter:innen unterstützt. Sie erfahren Entlastung durch Gespräche, Vermittlung von Informationen oder auch durch Auszeiten, in denen sie für sich selbst Sorge tragen und einfach mal durchatmen können.
Unterstützung der ehrenamtlichen Hospizbegleiter:innen
Wir sind jederzeit ansprechbar für die ehrenamtlichen Hospizbegleiter:innen und stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Sie sind das „Herzstück“ unseres ambulanten Hospizdienstes, ohne sie wäre die Hospizarbeit gar nicht möglich.
Einmal im Monat findet ein Hospizgruppenabend statt, bei dem in der Runde die Möglichkeit besteht, sich über die aktuellen Begleitungen auszutauschen und sich auch Tipps oder Rückhalt von den anderen Ehrenamtlichen zu holen.
Eine weitere Möglichkeit für Entlastungsgespräche oder für das Aufarbeiten von herausfordernden Begleitungssituationen besteht in den regelmäßig stattfindenden Supervisionen. Auch Fortbildungen werden regelmäßig angeboten, aktuell haben zum Beispiel drei ehrenamtliche Hospizbegleiter:innen ihre Trauerbegeleiterschulung abgeschlossen.
Was bietet der ambulante Hospizdienst sonst noch an?
Neben der Sterbebegleitung als Kernaufgabe bieten wir auch Veranstaltungen für Trauernde an. Zurzeit finden einmal im Monat ein Trauercafé zum gemütlichen Austausch bei Kaffee und Kuchen mit anderen Trauernden und ein Trauerspaziergang statt. (Weitere Infos hier: https://www.caritas-ostvest.de/gesundheit/ambulantes-hospiz.html#tabHaltern)
Was wünschen sich die Koordinatorinnen für die Zukunft?
Durch die Vernetzung mit Hausärzten, dem Krankenhaus, Senioreneinrichtungen, Schulen etc. steigt das Bewusstsein der Halterner Bürger:innen, dass es uns gibt, und wir bekommen reichlich Begleitungsanfragen. Um diesen allen gerecht werden zu können, benötigen wir dringend Menschen, die Lust auf ein Ehrenamt im ambulanten Hospizdienst haben!
Wir wünschen uns, weiterhin ein wichtiger Baustein in der Palliativversorgung in Haltern zu sein, um mit Betroffenen „erste Male“ zu erinnern und ihnen „letzte Male“ zu ermöglichen.
Weitere Informationen
Für weitere Auskünfte stehen Katharina Wieser und Maria Dahms vom ambulanten Hospizdienst in Haltern am See telefonisch unter 02364 – 10 90 27 oder per E-Mail unter ah-haltern@caritas-ostvest.de zur Verfügung.